AM, die Sanierung & die Formel1

Aktuelle Aston Martin News aus anderen Plattformen

Moderator: Aston Martin

Benutzeravatar
Superman
Beiträge: 1166
Registriert: Sa 9. Jun 2012, 10:06

AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Superman »

Hallo zusammen,

hier ein Artikel der Auto Motor und Sport mit einigen Anmerkungen meinerseits.

Trotz Corona-Krise und finanzieller Schieflage hält Aston Martin an den Plänen fest, Racing Point als eigenes Werksteam in der Formel 1 an den Start zu bringen. Die Kapitalerhöhung des Sportwagenbauers konnte erfolgreich abgeschlossen werden.

Bei Aston Martin wurde in den letzten Wochen und Monaten hinter den Kulissen viel verhandelt, um die britische Traditionsmarke vor der Pleite zu retten. Nun konnte der neue Großinvestor Lawrence Stroll endlich den Abschluss der Teilübernahme des Autobauers verkünden.

Demnach sammelte Aston Martin insgesamt rund 600 Millionen Euro an frischem Kapital ein. Knapp die Hälfte davon stammt vom "Yew Tree Consortium", dem eine ganze Reihe von Investoren unter der Führung von Stroll angehören. Womit Herr Stroll das eigene Risiko erheblich reduzierte. Das Ganze erinnert mich doch stark an das "erfolgreiche" Engagement des Herrn Richards"

Teil des Deals war, dass der kanadische Milliardär künftig als geschäftsführender Aufsichtsrat fungiert. Und dass Aston Martin in der Saison 2021 mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1 an den Start geht, um das Image der Marke zu stärken und Werbung für die geplanten neuen Mittelmotor-Sportwagen zu machen. Wie stärkt man das Image mit einem Hinterbänkler? Mit dem Mittelmotorkonzept wird man dann auch technisch zur Massenwahre aller Ferrari Lamboghini etc. Wo bleibt das Alleinstellungsmerkmal? Außerdem sind Mittelmotor-Fahrzeuge im Grenzbereich recht zickig.

Aston Martin wird dabei aber keinen ganz neuen Rennstall aufbauen. Stattdessen benennt sich das ebenfalls im Besitz von Lawrence Stroll befindliche Racing-Point-Team einfach um. Dabei ist zu erwähnen, dass die enge Technik-Kooperation mit Mercedes weiterlaufen wird. Die Marke mit dem Stern liefert auch weiter die Motoren.

Mit der Neuformierung des Aston-Martin-Werksteams endet 2021 allerdings das Sponsor-Engagement von Aston bei Red Bull. Laut Teamchef Christian Horner läuft der Vertrag mit dem aktuellen Titelsponsor Ende 2020 einfach aus. Red Bull verzichtet zudem darauf, die bestehende Exklusivitätsklausel zu ziehen, um den Weg für die neue Aston-Partnerschaft mit Racing Point freizumachen.

Lawrence Stroll hofft, dass er den finanziell angeschlagenen Autobauer wieder in ruhigeres Fahrwasser navigieren kann: "Nachdem jetzt der ganze Papierkram abgeschlossen ist, kann ich nun meine ganze Aufmerksamkeit darauf verwenden, eine neue Strategie zu implementieren, damit diese fantastische Marke in den nächsten Jahren noch erfolgreicher wird", erklärte der 60-Jährige zum Abschluss seines Investments.

Das Engagement als Werksteam sieht der neue Geschäftsführer als Win-Win-Situation sowohl für Aston Martin als auch für die Formel 1: "Eine Marke mit der Tradition und der Historie von Aston Martin muss einfach in der höchsten Motorsport-Kategorie mitmischen. Aber doch nur wenn Podestplätze im Bereich des Möglichen liegen. Für die Formel 1 ist das die aufregendste Geschichte in jüngster Vergangenheit. Das ist toll für alle Parteien, die in dem Sport dabei sind, vor allem natürlich für die Fans."

Das F1-Engagement sei der zentrale Pfeiler der neuen Marketing-Strategie des Unternehmens. Stroll kündigte an, dass es zwischen dem F1-Team und den Straßensportwagen einen Technologie-Transfer geben soll. "Die Bereiche werden eng zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen, dass unsere Straßenautos auch die DNA unseres Erfolgs auf der Rennstrecke teilen." Bei allem Respekt, welchen Erfolg?

Stroll verspricht in diesem Zuge weitere Investitionen in den Rennstall, der in Silverstone beheimatet ist. Noch in dieser Saison werde man die positiven Ergebnisse dieses Investments auf der Strecke erkennen können, prophezeit der Geschäftsmann aus Montreal. "Ich habe keinen Zweifel, dass das Team mit der Herausforderung wächst und dem Namen Aston Martin alle Ehre macht."

Aktuell kann Racing Point seine verbesserte Form aber noch nicht unter Beweis stellen. Die Corona-Krise sorgt für Stillstand in der Königsklasse. "Als echte Racer sind wir in der aktuellen Situation natürlich etwas frustriert. Das Team unterstützt in der Zwischenzeit das ‚Project Pitlane", das die Produktion von Beatmungsgeräten beschleunigen soll. Ich habe aber eine langfristige Vision für die Formel 1. In dieser langen Reise ist das gerade nur eine zwischenzeitliche Pause", so Stroll.

Mit besten Grüssen
Superman
Benutzeravatar
Vantage_V8
Beiträge: 504
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 20:34

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Vantage_V8 »

Im besagten Artikel der Auto Motor und Sport Presse ist sehr viel richtig geschrieben worden.
Im Gegensatz zu anderen Medien vor allem im Internet.
Beste Info gibt es an der Quelle: https://www.astonmartinlagonda.com/inve ... ghts-issue
Es ist so, dass zwei Wege für eine Kapitalerhöhung genutzt werden:
Einmal zeichnet das Yew Tree Consortium neue Aktien für rund £171 Mio. (damit 25% Aktionär) und stellt dem Konzern Darlehen zur Verfügung.
Weiter wird den Aktionären eine Kapitalerhöhung angeboten, für jede alte Aktie kann man vier neue zeichnen zu 0,30 Pfund.
Aus dem 4:1 Verhältnis ergeben sich 1,2 Milliarden neue Aktien mit einer Einzahlung von rund £365 Mio.
Da sind die bisherigen Hauptaktionäre und auch die Kleinaktionäre dabei. Es ist keinesfalls so, dass Herr Stroll sein Risiko reduziert. Sondern er ist der einzige Investor, der hier substantiell neues Geld gebracht hat, während die Altaktionäre mit ihrem Nachschuss vor allem die Insolvenz vermieden haben.
AML Rights Issue 1.jpg
AML Rights Issue 1.jpg (112.02 KiB) 14090 mal betrachtet
Die Kleinstaktionäre, die aus Neugierde dabei sind, retten das Unternehmen sicher nicht. Die Mitarbeiter haben ihr Investment fast zu 100% verloren. Da die Aktie jetzt praktisch 1:5 gesplittet wurde - musste der Aktienkurs in dem Verhältnis auf ein Fünftel schrumpfen. Man stellt fest, dass der aktuelle Kurs von rund 70 Pence bei einer Aktienanzahl von 1,5 Mrd zu einer Unternehmensbewertung von gut £1 Mrd. führt, nachdem das Eigenkapital um die £171 Mio. von Stroll plus £365 Mio. Rights Issue erhöht wurde.
Alle Kleinstaktionäre hier im Forum haben nun ganz eiligen Handlungsbedarf und die die Qual der Wahl: Soll ich noch mal 40 Bezugsrechte zu 30 Pence investieren? Ich wage gar nicht daran zu denken, wie hoch die Gebühren hinterher sein werden :mrgreen:
Aston-Wentorf
Beiträge: 272
Registriert: So 4. Jan 2015, 12:25

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Aston-Wentorf »

Moin,

primäres Interesse von Stroll wird es wohl sein für seinen Filius ein F1-Cockpit sicher zu haben......

Ich hätte mir gewünscht, dass ein gestandener Autobauer (Mercedes?) bei AM sich richtig engagiert und dabei die Alleinstellungsmerkmale der Marke als Mehrwert begreift und damit sein Gesamtangebot (nach oben bzgl. Exklusivität) abrundet.

Selbst Ferrari und Lamborghini haben begriffen, dass es allein nicht (mehr) geht - die Entwicklungskosten sind einfach zu hoch in Bezug auf die Stückzahlen, nur in Gaydon scheint man dies nicht begreifen zu wollen!

Vermutlich ist es keine schlechte Idee jetzt eines der alten Sauger-Modelle zu konservieren und nach dem verschwinden der Marke (wenn Stroll auch noch den alten Spirit von AM kaputt gemacht hat) als Reminiszenz zu bewegen......

Gruss
Benutzeravatar
Vantage_V8
Beiträge: 504
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 20:34

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Vantage_V8 »

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich ganz herzlich bei Lawrence Stroll für die Rettung des Aston Martin Lagonda Konzerns bedanken.
Er stellt sich damit in eine Reihe mit David Brown (ab 1947) und Walter Hayes und Henry Ford II (ab 1987), die ihrerseits mit viel Enthusiasmus und viel Geld den Fortbestand dieser Marke mit emotionalen Autos gesichert haben.

L. Stroll wird die Funktion des Executive Chairman of the Board von Penny Hughes übernehmen. Diese Funktion gibt es im deutschen Gesellschaftsrecht nicht - bei uns gibt es den Aufsichtsratsvorsitzenden (non-executive Chairman of the Board) und den Vorstandsvorsitzenden (CEO Chief Executive Officer). Aber einen Executive Chairman of the Board, der naturgemäß dem CEO reinregiert, den gibt es in dieser Ausgestaltung in Deutschland so nicht. Faktisch würde ein 25% Shareholder natürlich auch in Deutschland dem Vorstand sagen, was er für richtig hält.

Das Alleinstellungsmerkmal von AML ist die Unabhängigkeit von Konzernen. Alle anderen Aspekte wie Motorleistung, Design, Performance, Reputation - wenn man ehrlich ist - können keine Spitzenposition von AML bezeugen.
Gerade Mercedes streicht die Modellpalette deutlich zusammen, speziell im oberen Segment. Soll nicht das S-Klasse Coupe und das S-Klasse-Cabrio zukünftig gestrichen werden? Mitarbeiter werden abgebaut, auf Zulieferer wird Druck ausgeübt, der diese an den Rand der Insolvenz drängt. Ein Einstieg bei Aston Martin kann man weder den Mitarbeitern, noch den Zulieferern und technischen Partnern, noch den Kunden der Marke ernsthaft verkaufen wollen.
Ein Hersteller von kleinen Stückzahlen wie AML wird sich gewisse technische Entwicklungen nicht in-house leisten können. Es ist auch egal, ob die Motoren von AMG, von BMW oder VW kommen. Oder die zukünftige Hybridtechnik von Bosch, Conti oder von ZF. Oder von wem auch immer. Eine Konzernverflechtung wird für solche Themen nicht nötig sein.

Mit L. Stroll besteht die Chance, dass Aston Martin noch einmal durchstartet - denn ohne ihn wäre dort jetzt das Licht ausgeschaltet worden. Daher wünsche ich ihm viel Glück bei seinen Schritten.
Benutzeravatar
maschwi
Beiträge: 321
Registriert: Fr 19. Dez 2014, 13:47

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von maschwi »

@Vantage_V8: bzgl. Gebühren in deinem vorvorherigen Beitrag: ich habe heute mit meinem Bankberater telefoniert, das günstigste sei die Rechte auszuüben da ein Neukauf von Aktien meist nicht teuer sei. Aber einfach nichts machen könnte auch kosten, das komme auf die Bank an. Also nachfragen. Meine Bank hätte z.B. bei einer Nicht-Reaktion meinerseits die Rechte verkauft was vermutlich mehr kosten täte als die paar £ aufwerfen.
Grüsse Martin
Benutzeravatar
tp147
Beiträge: 352
Registriert: Mi 14. Feb 2018, 08:11
Wohnort: 52.195784, 8.603724

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von tp147 »

Vantage_V8 hat geschrieben: So 5. Apr 2020, 10:54 ...
Ich wage gar nicht daran zu denken, wie hoch die Gebühren hinterher sein werden :mrgreen:
Moin,

wie so? Das ist doch normaler Handel, ich kaufe die Anteile, die jetzt schon dem Depot gut geschrieben sind.

Ich habe übrigens bis zum 14.04. Zeit mit der Weisung, wobei ich das mit der Weisung sehr missverständlich finde.

Gruß
Thorsten
_________________________

V8 Vantage S
... nicht unbedingt klug, aber geil ;)
Benutzeravatar
Superman
Beiträge: 1166
Registriert: Sa 9. Jun 2012, 10:06

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Superman »

Hallo Vantage_V8,

den Kniefall vor Herrn Stroll kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Du vergleichst ihn mit Männern wie Sir David Brown, Walter Hayes, Victor Gauntlett und Henry Ford II. Wie kommst Du zu diesem Vergleich? Stroll hat, außer Geld zur Verfügung zu stellen, noch nichts geleistet.

Auch die Position die er einnimmt verheißt nichts Gutes, frei nach dem alten Spruch, zu viele Köche verderben den Brei.

Wir haben Dr. Andy Palmer mit seinem „Second Century Plan“ und wir haben Lawrence Stroll mit dem angestrebten Mittelmotorkonzept. Wie will er das, entschuldige bitte, mit seiner „Almoseneinlage“ stemmen? Der „Aston Martin Lagonda Konzern“, die eigenen Leute nennen ihn Kit Car Company, kann das nicht stemmen. Du wirst nun sagen die Mittelmotorfahrzeuge gibt es ja schon. Ja natürlich, aber dies ist kein Konzept für ein Alltagsfahrzeug und viel wichtiger, die technische Basis ist nicht von AM, sondern von Red Bull.

Was bedeutet das? Dreist wenn Red Bull auf irgendwelche Rechte verzichtet, so sind die Details in Gaydon nicht bekannt und die notwendige Ingenieurs-Kapazität nicht vorhanden. Außerdem stellt sich die Frage ob Red Bull die notwendigen Unterlagen an AM übergeben würde.

Machen wir doch einmal eine Bestandsaufnahme. Die Firma bestand ursprünglich aus der Aston Martin Lagonda Ltd. Heute nennt sie sich Aston Martin Holding. Woraus besteht diese? Das weiß glaube ich kein Außenstehender so genau. Physisch sichtbar ist Gaydon und St Athan und da ist schon das erste Problem. Die beiden Produktionsstätten liegen ca. 225 km auseinander. Somit sind kurze Wege zwecks Gedankenaustausch nicht möglich. Verges Telefon- und Videokonferenzen, sie sind nicht halb so effizient wie Gespräche von Mann zu Mann. Sinnvoll wäre die Verlagerung von Gaydon nach St Athan. Die ist aber, laut offizieller Verlautbarung, nicht geplant.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Zulieferindustrie rund um Birmingham sitzt. Auch hier sind nun kurze Wege nicht mehr möglich.

Womit verdient AM z. Zt. Geld? Mit der Sportwagenproduktion in Gaydon. Ist die Produktionsqualität konkurrenzfähig? Leider nicht, die Garantiekosten sind viel zu hoch. Warum? Es wird oft zu billig eingekauft und das betrifft nicht nur die Zulieferer, sondern auch das Personal. Das bedeutet für mich, dass zu allererst einmal dort aufgeräumt und ein guter Standard erreicht werden müsste. Als nächstes, stoppt die ganzen „Sondermodelle“ anstatt alle fünf Minuten ein neues zu präsentieren. Diese Modelle binden zu viel Ingenieurs-Kapazität, welche für die Qualitätssicherung viel besser angelegt wäre.

Sondermodelle.jpg
Sondermodelle.jpg (93.6 KiB) 13956 mal betrachtet

Nicht vergessen sollte man, dass Gaydon für eine Kapazität von 10.000 Einheiten ausgelegt ist. Man sollte also erst einmal dafür sorgen, dass dieser Teil des Unternehmens richtig läuft bevor neue Baustellen eröffnet werden.

Nun zu St Athan und dem DBX. Dieser Aston Martin ist das erste Fahrzeug welches zum Produktionsbeginn alles bietet was der Kunde von einem solchen Fahrzeug erwartet. Luxus, Variabilität durch Zubehör wie Dachträger für Fahrräder, Ski, etc. und selbst eine abnehmbare Hängerkupplung mit folgenden Daten: Max: 2.700kg (gebremst), 750kg (ungebremst). Maximale Stützlast 110kg. Alles super, aber hat die Welt auf dieses Fahrzeug gewartet? Eher nicht, denn alle Mitbewerber sind schon länger am Markt, aber auch deren Erwartungen erfüllen sich nicht wie erhofft.

Ist St Athan mit der Produktion des DBX ausgelastet? Wiederum, eher nicht. Ich habe also 2 Produktionsstätten die schwerlich rentabel arbeiten. Sie verursachen aber Kosten die schwer auf dem Ertrag lasten und wahrscheinlich einen Großteil der jetzt eingebrachten Finanzmittel auffressen.

Wo drückt der Schuh noch? Im After Sales Bereich. Dieser ist im Hause sehr unbeliebt, da er nur Kosten verursacht. Man übersieht dabei aber geflissentlich, dass er das wichtigste Mittel zur Kundenbindung ist. Was ist ein Produkt ohne Service wert? Für diesen Service benötige ich aber geschultes Personal. Schulungen finden aber zu 95% ausschließlich in England, immer aber in englischer Sprache statt und sind mit Verlaub gesagt, mehr als unzureichend. Das größte Manko ist wie schon gesagt die Sprache und erst Recht, wenn es um technisches Englisch geht. Wieviel europäische Mechaniker kennst Du, die der englischen Sprache so mächtig sind um technische Probleme darzustellen, bzw. die englischen Erklärungen zu verstehen? Auch technische Literatur erhält der Handel nur in englischer Sprache.

Von der Erreichbarkeit der Schulungsstätten wollen wir gar nicht reden. Gaydon war ja noch akzeptabel. Direktflug nach Birmingham und dreißig Minuten mit dem Auto, oder mit einem bestellten Shuttle. Aber St Athan? Such mal eine Flugverbindung von Frankfurt aus dahin. Das bedeutet für den Handel zwei Tage mehr für den Lehrgang, ein Tag Anreise und ein Tag Heimreise. Von Frankfurt nach Gaydon ist das morgens hin und abends zurück. Stell dir mal die Anreise aus den USA vor. Meinst Du all das motiviert Mitarbeiter die sich täglich, die größtenteils berechtigten Klagen der Kunden anhören müssen? Der After Sales Bereich ist eine noch größere Baustelle als die Produktion.

Kommen wir nun zum Hauptproblem, den Häuptlingen. Da ist Dr. Andy Palmer, ein vormals „großes Tier“ bei einem großen Volumenhersteller. Leider hat der bis heute nicht begriffen, dass die Produktion exklusiver Kleinserien anders funktioniert und das die Qualität dieser Serien von den Menschen abhängt die sie bauen, denn der Einsatz von Robotern in diesem Marktsegment lohnt nicht. Die Qualität und das Engagement dieser Mitarbeiter hängt wiederum in erster Linie von der Bezahlung ab. Gemessen an deren Entlohnung ist die Qualität der Autos Atem beraubend gut. Bis jetzt hatte Dr. Palmer das alleinige Sagen.

Jetzt kommt jemand dazu, Lawrence Stroll, der meines Wissens mit der Produktion von Automobilen bis heute nicht viel, wenn überhaupt, zu tun hatte. Das es dabei zu Reibungsverlusten kommt ist vorprogrammiert und das Letzte was diese Firma, sorry Holding, zum jetzigen Zeitpunkt benötigt. Zu all den bestehenden Problemen jetzt noch eine neue Fahrzeugserie auflegen zu wollen halte ich, mit Verlaub gesagt, für den sicheren Weg in den Untergang.

Man sollte sich auf das Bestehende konzentrieren. Den Bau exklusiver, leistungsstarker und vor allem gut beherrschbarer Gran Tourismo Fahrzeuge. In all den Jahren in denen ich diese Fahrzeuge fahren durfte und musste ist es gerade einmal passiert, dass sich ein anderes Fabrikat mit einem Aston Martin messen wollte. Es waren optimale Bedingungen auf der A9 in Richtung München. Von der A3 bei Nürnberg kommend überholte ich ihn in einem V12 Vantage und die wilde Hatz begann. Ich kann es kurz machen, trotz gefahrener Geschwindigkeiten von bis zu 270 km/h ist keiner dem anderen davongefahren. Somit spielen die PS-Angaben und möglichen Höchstgeschwindigkeiten nur am Stammtisch eine Rolle und die Möglichkeiten aller heutigen Hochleistungsfahrzeuge übertreffen die Möglichkeiten der meisten Fahrer bei weitem.

Warum soll die Marke nun Herstellern wie Ferrari, Lamborghini etc. mit einem weiteren Mittelmotorfahrzeug Konkurrenz machen?

Was die Firma im Moment benötigt sind zwei Dinge, eine Führung die das Geschäft versteht und wesentlich mehr Geld als im Moment zur Verfügung steht.

Mit besten Grüssen
Superman

PS: Nochmal, ich bin der letzte der sich über eine Insolvenz freuen würde, aber bei den momentanen Fakten sehr ich nicht einmal den Lichtstreif am Horizont.
Benutzeravatar
bertl
Beiträge: 691
Registriert: Do 27. Dez 2012, 14:09

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von bertl »

All das was du ,Superman, hier schreibst habe ich auch bereits glaube ich schon an anderer Stelle bereits, nicht mit diesem Wissen, erwähnt, befürchtet oder vermutet.
Zu viele Baustellen und es wird nichts fertig inkl. all der Rennserien.
Die Rechnung die ich mal aufgestellt habe bezüglich der Valkyrie, das wenn sie mal fertig ist und ausgeliefert wird endlich etwas Geld reinspült, wird wahrscheinlich auch nicht stimmen da wahrscheinlich Red Bull das meiste davon bekommen wird.
Und ich kann dir hier nur beipflichten und hoffen das du dich bezüglich dem ende von Aston Martin irrst.

Gruß
Bertl
Benutzeravatar
Vantage_V8
Beiträge: 504
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 20:34

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Vantage_V8 »

Vielen Dank, Supermann.
Ich stimme Dir in fast allen Punkten zu!
Gut, wie alle hier im Forum wissen, halte ich die mit frischen Mitteln erbrachte 25%-Beteiligung von Stroll entscheidend für das kurzfristige Überleben des Unternehmens. Aber der Laden muss mit einer Strategieänderung erst einmal wieder auf die Schiene gesetzt werden.

Wenige sind Freunde von der St Athan Entscheidung. Fakt ist aber, dass die Gaydon-Fertigung nicht ausbaubar ist. Dennoch hätte man auf der anderen Seite der Banbury Road Richtung Autobahn ausreichend Platz gehabt und sicher auch Land kaufen können. Man hätte auch Investoren suchen können, die die Hallen gebaut hätten. Aber ob die Vorteile der räumlichen Nähe, Verschiebemöglichkeiten von Personal, Bündelung von Schulung und Ausbildung usw. die Subventionen in Wales überwiegen? Ich weiß es auch nicht.

Zu den Qualitätsproblemen: Es ist sicher nicht damit getan, eine Andy-Palmer-Plakette in die ersten Autos einer Serie zu kleben... Richtigerweise sind die Qualitätskosten zu analysieren, also die Behebung der Mängel. Das kannst Du aus der Perspektive des Händlerbetriebs bestimmt abschätzen.
Ich stimme absolut zu, dass Qualität und Engagement der Mitarbeiter in diesem eher einer Fließbandmanufaktur gleichenden Betrieb eine Schlüsselrolle zukommt. Meine Meinung: denen ist ein Andy Palmer nicht mehr zuzumuten.

Braucht es einen SUV? Auch wenn der Markt nicht zwingend darauf wartet, ist das aus Perspektive von Aston Martin logisch, finde ich. Das Konzept, etwas optisch und emotional fantastisch umzusetzen, ohne bahnbrechend neue Technologie zu verwenden, ist Kernkompetenz von Aston Martin. Ich finde den DBX sehr gelungen. Das sollte den Händlern deutlich mehr Geschäft und Auslastung geben.

Viele, die bisher mit Aston Martin emotional verbunden waren, können mit den zukünftigen Mittelmotorautos nichts anfangen. Nicht nur weil die Preise im siebenstelligen und die Stückzahlen im dreistelligen Bereich abdriften (nicht pro Jahr, sondern über den gesamten Modellzyklus, Valkyrie 175, Valhalla-AM-RB-003 mit 500 Stück). Ob der Vanquish dann in fünf Jahren, frühestens 2024, auf den Markt kommt, bleibt abzuwarten. Einen technisch relevanten Nutzwert hat das dann nicht mehr. Da reichte der alte V8VS völlig aus. Sowohl auf der Autobahn als auch auf dem Track oder gar als GT3-Rennwagen.
Andererseits war das eine einmalige Chance, sich auf dem Höhepunkt der Verbrennertechnologie noch einmal zu verewigen. Hätte man angesichts der Finanzsituation der Company natürlich nie machen dürfen.

Man hätte es bei den drei technisch eng verwandten GT (DB 11), Sports (Vantage) und Super-GT (DBSS) plus dem DBX belassen können. Dann wäre der DBX schon lange auf der Strasse.
Man hätte den Rapide-Nachfolger beispielsweise auf eine etablierte E-Plattform setzen können, wie das Rolling Chassis von Bosch-Benteler. Oder das von Conti, oder ZF... Das wäre für Aston Martin so passend und so einfach. Ich verstehe nicht, warum das keiner macht.
Rolling Chassis Bosch Benteler 2.jpg
Rolling Chassis Bosch Benteler 2.jpg (112.25 KiB) 13909 mal betrachtet
.
Hier noch ein interessanter Artikel:
Nötig wäre etwas anderes: https://www.handelsblatt.com/technik/th ... 30510.html
Benutzeravatar
Superman
Beiträge: 1166
Registriert: Sa 9. Jun 2012, 10:06

Re: AM, die Sanierung & die Formel1

Beitrag von Superman »

Hallo Vantage _V8,

nur zu Deiner Information, ich sehe die Angelegenheit nicht nur aus der Händlerperspektive. 11 der 22 Jahre die ich mit der Marke zu tun hatte habe ich als Mitarbeiter der Aston Martin Lagonda Ltd. zugebracht. Ich war After Sales Manager Europe und in erster Linie mit der technischen Händler Betreuung zwischen Oslo und Marbella beschäftigt. Somit bin ich wahrscheinlich einer der ganz wenigen die beide Seiten der Medaille kennen.

Mit besten Grüssen
Superman
Antworten