Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Modelljahre 2010- & 2012-

Moderator: Aston Martin

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Superman
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Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von Superman »

Hallo zusammen

Es kommt immer wieder zu Beanstandungen der AM Bremsanlagen, warum? Kurzfassung wäre, die Einen bremsen zu zaghaft, die Anderen beanspruchen die die Anlage in Bereichen für den sie nicht ausgelegt ist, oder bei den Einen erreicht die Anlage nicht die Betriebstemperatur und bei den Anderen wird diese überschritten. Grundsätzlich sind die Anlagen, aus meiner Sicht, für den Straßenbetrieb vollkommen ausreichend dimensioniert und dementsprechend sind sie auch vom Hersteller ausgelegt.

Grundvoraussetzung der einwandfreien Funktion ist ein korrektes Einbetten der Bremsklötze.

Hier eine Beschreibung für das ordnungsgemäße Einfahren der Bremsbeläge einer AM Karbon-Keramik Bremsanlage, das auf normalen Straßen vorgenommen werden kann. Hierfür müssen die jeweils geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht überschritten werden. Bei Keramik-Bremsscheiben ist es außerordentlich wichtig, dass:

die Bremsbeläge ordnungsgemäß und vollständig eingefahren werden und
neue Bremsscheiben über eine ordnungsgemäß entwickelte Übertragungsschicht verfügen.

Bei der Übertragungsschicht handelt es sich um eine bestimmte Menge von Bremsbelagmaterial, das während des Einfahrens auf die Oberfläche der Bremsscheibe übertragen wird. Wird das entsprechende Verfahren nicht vollständig und ordnungsgemäß durchgeführt, arbeiten die Bremsen nicht mit voller Wirksamkeit und es besteht die Möglichkeit, dass Bremsgeräusche und ein Bremsrubbeln bzw. Bremsvibrationen wahrgenommen werden können.

ACHTUNG!
DAS FAHRZEUG KEINESFALLS WASCHEN, BEVOR DIE ÜBERTRAGUNGSSCHICHT
ANGELEGT IST. BEI UNVOLLSTÄNDIGER ÜBERTRAGUNGSSCHICHT KÖNNEN DIE
BREMSSCHEIBEN DURCH WASSER BESCHÄDIGT WERDEN.

Ist die Übertragungsschicht an Keramik-Bremsscheiben nicht vollständig angelegt, können die Bremsscheiben durch Wasserspritzer bei einer Wagenwäsche, bei Regenfahrt oder beim Durchfahren von Pfützen beschädigt werden. Die Möglichkeit einer Beschädigung ist bei neu eingebauten Bremsscheiben am größten. Es wird empfohlen, dass die Bremsscheiben in den ersten Phasen des Einfahrens und der Entwicklung der Übertragungsschicht vollkommen trocken gehalten werden. Die Bremsen bieten eine längere Lebensdauer und eine bessere Bremsleistung, wenn die vollständige Entwicklung der Übertragungsschicht unter den korrekten Bedingungen erfolgt.

Die Einfahranweisungen bestehen aus zwei Teilen:

Teil A - Einfahren eines neuen Bremsbelag-Satzes
Teil B - Bildung einer "Übertragungsschicht" an neuen Bremsscheiben nach dem Einbauen und Einfahren
neuer Bremsbeläge.

Arbeitsanweisungen:

ACHTUNG!
WENN NEUE BREMSSCHEIBEN EINGEBAUT WURDEN, MÜSSEN DIE TEILE A UND B DIESER ANWEISUNG DURCHGEFÜHRT WERDEN. BEI NICHBEACHTUNG WIRD DIE ÜBERTRAGUNGSSCHICHT NICHT VOLLSTÄNDIG ANGELEGT UND DIEBREMSSCHEIBEN KÖNNEN DURCH WASSER BESCHÄDIGT WERDEN.

ACHTUNG!
VOR DEM ABSCHLUSS DER NACHFOLGENDEN VERFAHREN DÜRFEN DIE BREMSSCHEIBEN KEINESFALLS NASS WERDEN. WERDEN DIE BREMSSCHEIBEN NASS, BEVOR DIE VERFAHREN VOLLSTÄNDIG ABGESCHLOSSEN SIND, KÖNNEN SIE DAUERHAFT BESCHÄDIGT WERDEN. LEICHTER REGEN IST AKZEPTABEL, ES DARF ABER
KEINESFALLS DURCH PFÜTZEN GEFAHREN WERDEN.

Hinweise:
Für die nachfolgenden Verfahrensschritte muss ein Beschleunigungsmesser verwendet werden.
Es wird empfohlen, dass das Einfahren, soweit dies gesetzlich zulässig ist, unter Einsatz von höheren Geschwindigkeiten und einer größeren Bremskraft durchgeführt wird als in der nachfolgenden Anweisung empfohlen wird (ohne Auslösung des ABS).

Teil A - Einfahren neuer Bremsbeläge

1. Das Fahrzeug auf etwa 100 km/h beschleunigen.
2. Das Fahrzeug aus 97 km/h mit einer Verzögerung von 0,5 g anhalten.
3. Die Schritte 1 und 2 viermal wiederholen.
4. Zum Abkühlen der Bremsen das Fahrzeug drei Minuten lang fahren und dabei nach Möglichkeit ein
Bremsen vermeiden.
Hinweis:
Kann der nachfolgende Schritt nicht in einem Durchgang vorgenommen werden, so kann das
Verfahren am Punkt der Unterbrechung wieder aufgenommen werden.
5. Die Schritte 1 und 2, 14-mal wiederholen.
6. Die Oberfläche der vier Bremsscheiben untersuchen. Sie müssen ähnlich wie in Abbildung 1 und
Abbildung 2 aussehen.
Abb. 1+2
Abb. 1+2
image003.gif (26.53 KiB) 19811 mal betrachtet
Teil B - Bildung einer "Übertragungsschicht" an neuen Bremsscheiben

ACHTUNG!
VOR DEM ABSCHLUSS DER NACHFOLGENDEN VERFAHREN DÜRFEN DIE BREMSSCHEIBEN KEINESFALLS NASS WERDEN. WERDEN DIE BREMSSCHEIBEN NASS, BEVOR DIE VERFAHREN VOLLSTÄNDIG ABGESCHLOSSEN SIND, KÖNNEN SIE DAUERHAFT BESCHÄDIGT WERDEN. LEICHTER REGEN IST AKZEPTABEL, ES DARF ABER
KEINESFALLS DURCH PFÜTZEN GEFAHREN WERDEN.

1. Das Fahrzeug für das folgende Procedere auf innerörtlichen Hauptstraßen bewegen. Nicht auf
Autobahnen oder schnellen zweispurigen Straßen fahren.
2. Das Fahrzeug mit Hilfe der Bremsen mehr als drei Sekunden lang mit einer Verzögerung von 0,3 g
abbremsen.
3. Das Verzögerungsverfahren von Schritt 2 durchschnittlich alle 1,5 km durchführen bis die vier
Bremsscheiben metallisch glänzen (siehe Abbildung 3 und Abbildung 4).
Abb. 3+4
Abb. 3+4
image003.gif (22.51 KiB) 19806 mal betrachtet
Hinweis:
Das Einfahren ist mit den oben genannten Procedere nicht abgeschlossen. Es wird erst nach weiteren, ca. 1.600 km abgeschlossen sein. Während dieses Zeitraums kann es zu Bremsgeräuschen bzw. Bremsvibrationen kommen.
Nach längeren Standzeiten schadet es nicht, Teil A der Beschreibung zu wiederholen.

Mit besten Grüssen
Superman
popp-eye
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von popp-eye »

Hallo Superman,

sind die Bremsen bei einem Neufahrzeug nicht schon ordnungsgemäß eingefahren? Immerhin werden die Autos schon mit ein paar KM ausgeliefert!?

Besten Dank für die Info
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holgerk
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von holgerk »

Hallo Superman,

baut sich die "Übertragungsschicht" im Betrieb wieder ab? Bei meinem V12S verändert sich das das Bild der Vorderbremsen immer wieder leicht und Längsstreifen haben sich mittig an der Auflagefläche der Bremdbeläge gebildet. Ich habe aber keinerlei Bremsvibrationen oder ähnliche Funktionseinschränkungen. Bei höherer Belastung "knistern" nur die vorderen Bremsen leicht.
Du hast geschrieben "Teil A" durchaus erneut durchzuführen. Wie ist es mit der glänzenden Übertragungsschicht, die mittels "Teil B" erzeugt wird?

Viele Grüße
Holger
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patricjoss
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Registriert: Mi 28. Jan 2015, 21:11

Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von patricjoss »

Vielen Dank.

Wie ist das Vorgehen bei den Stahlbremsscheiben älterer Vantages (z.B. 2007)?

Lieber Gruss
Patric
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denver
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Registriert: So 21. Jul 2013, 16:54

Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von denver »

In welchem Bereich liegt die Haltbarkeit von Keramik-Bremsen bei durchschnittlichem Gebrauch (also keine Rennstrecke)? Lebensdauer von Belägen und Scheiben?
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denver
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von denver »

Superman hat geschrieben:Hallo popp-eye,

bei korrekter Behandlung halten diese Bremsscheiben ewig und auch der Klotzverschleiß ist minimal. Ich habe nach 30.000 Kilometer im DBS keinen sichtbaren Verschleiß an den Klötzen feststellen können.

An den Scheiben ist sowieso kein Verschleiß, wie an Stahlscheiben, sichtbar. Um den Verschleiß der Scheiben prüfen zu können müssen diese ausgebaut, gereinigt, aufgeheizt und gewogen werden. Dies ist beim dritten Bremsklotzwechsel der Fall.

Du siehst also, dass von der Verschleißseite keine Gefahr droht. Dies heißt jedoch nicht, dass man nicht auch diese Bremsanlage zerstören kann. Hier ist das Problem Überhitzung. Wenn die Scheiben das zulässige Temperaturfenster nach oben verlassen, kann es anschließend zu Vibrationen während des Bremsens kommen welche nur durch Erneuerung der Scheiben und Klötze zu beseitigen sind. Dies ist der erste Teil Deiner Frage.

Nun zu den Kosten. Du benötigst bei Reparaturbedarf vorn einen Satz Scheiben und Klötze und bekommst diesen auch nur als Einheit. Aktueller Preis UVP des Herstellers € 8.606,41 netto. Ferner benötigst Du 4 Bolzen für die beiden Bremssättel, da es sich um Dehnschrauben handelt, welche nicht erneut verwendet werden dürfen. Diese Schlagen mit € 20,84 zu Buche. Schlussendlich solltest Du auch die Federn und Stifte erneuern, wofür Du noch € 92,96 locker machen musst; macht Summa Summarum € 8.720,21 netto. Wenn Du davon ausgehst das der Händler im Schnitt noch einmal 25%, das wären in diesem Fall € 2.180,05, aufschlägt, sind wir bei € 10.900,26 netto. Jetzt noch den Obolus für die Allgemeinheit € 2.071,05, dann sind wir bei Teilekosten von € 12.971,31. Der Arbeitslohn für etwas mehr als eine Stunde spielt dabei, glaube ich, keine Rolle.

Das Du Scheiben und Klötze nur als Satz bekommst, trifft nur bei Erneuerung der Scheiben zu. Selbstverständlich bekommst Du, bei normalem Verschleiß, Klötze einzeln.

Du siehst also, dass bei korrekter Handhabung, diese Bremse preiswerter als eine Stahlbremse sein kann. Es liegt, wie so oft, am Fahrer.

Mit besten Grüssen
Superman
:? Habe die Antwort bereits selber in einer anderen Diskussion gefunden.

Die Haltbarkeit ist also kein Problem, aber wehe dem, der neue Scheiben benötigt :o
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holgerk
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von holgerk »

Hi Denver,

die Gedanken hab ich mir auch gemacht, aber ich kann dir sagen, dass die CCBs meines V12S nach jetzt 26.000km deutlich besser aussehen als die Stahlscheiben+Beläge meines V8S nach damals 18.000km. Und wenn die Scheiben erst beim 3ten Belagwechsel das erste Mal zur Wage müssen, und davon auszugehen ist, dass sie dann noch nicht ihr Mindestgewicht erreicht haben, dann sollten die wohl 200.000km drauf bleiben können.


Viele Grüße
Holger
Zuletzt geändert von holgerk am Mo 21. Nov 2016, 16:16, insgesamt 1-mal geändert.
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cc4
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von cc4 »

Hallo:
ich habe einen Porsche Turbo mit PCCB, bei dem ich vorne die Beläge das erste Mal bei ca. 70000 km gewechselt habe. Wobei ich mit dem Auto nicht langsam unterwegs war. Unser P. Cabrio hat aktuell 51000 km: die Scheiben sehen aus wie neu und die Beläge sind noch in gutem Zustand. Da die Scheiben beim Porsche als auch beim AM vom selben Hersteller kommen, mache ich mir keine großen Gedanken.

Erwähnenswert ist, dass sie (wie auch Graugussbremsen) schleichendes Dauerbremsen oder ABS nicht mögen! Also lieber kurzes Ankerwerfen (was im Alltagsverkehr nicht immer möglich ist :D )
VG, Roland
Viele Grüße, Roland.
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patricjoss
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von patricjoss »

denver hat geschrieben: Die Haltbarkeit ist also kein Problem, aber wehe dem, der neue Scheiben benötigt :o
Ciao Michel

Du meinst, ich soll bei meinem V8 nicht die Bremsen des V8S nehmen sondern gleich die vom V12(s)?
:D

Gruss Patric
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Superman
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Re: Immer wieder Bremsbeanstandungen!

Beitrag von Superman »

patricjoss hat geschrieben: Vielen Dank.
Wie ist das Vorgehen bei den Stahlbremsscheiben älterer Vantages (z.B. 2007)?
Du meinst, ich soll bei meinem V8 nicht die Bremsen des V8S nehmen sondern gleich die vom V12(s)?
Hallo Patric,

warum willst Du an einem V8 MY 07 überhaupt die Bremse "aufwerten"? Allein der Wechsel von 4-Kolben Sätteln und entsprechenden Scheiben auf 6-Kolben Sättel und Scheiben wird ein teures Vergnügen. Um die Leistung dieser Anlage nutzen zu können bedarf es nämlich mehr als nur die Scheiben, Sättel und Klötze.

Du benötigst des Weiteren einen anderen Bremskraftverstärker nebst Hauptbremszylinder, ein anderes ABS Modul, sowie einen anderen Yaw Rate Sensor (Beschleunigungs-Sensor). Des Weiteren ist zu prüfen welche Aufhängungsteile ausgetauscht werden müssen, da die Achsgeometrie mit Modelljahr 2009 geändert wurde. Auffälligster Unterschied ist die Änderung von positiver auf negative Vorspur.

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre dieser Umbau nicht sinnvoll. Ein guter Gebrauchter ab MY 12,25 kommt unter dem Strich, aus meiner Sicht, preiswerter. Die Umrüstung auf V12S würde unter Umständen den Zeitwert des Fahrzeugs überschreiten.

Mit besten Grüssen
Superman
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