Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Modelljahr 2010-

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EvoOlli
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von EvoOlli »

bellarosso hat geschrieben:Es gibt eine s.g. Selbstreinigung des Motors. Diese erfolgt bei höheren Drehzahlen durch Abmagerung des Gemisches, genauer gesagt der Lambda Wert verschiebt sich in Richtung <0,8 (lean), daraus folgt, das mehr Sauerstoff als Benzin verbrannt wird, der Motor läuft heißer und verbrennt dabei Rückstände und Ablagerung. Wer kennt nicht den alten Spruch "Den musst Du mal richtig freifahren".

Lambda < 1 bedeutet fetteres und nicht mageres Gemisch. Lambda Werte über 1 stehen für Mager. Die von Dir als optimal angesprochenen 0.85 bis 0.90 sind zwar von den Werten her richtig, aber es ist halt ein fettes Gemisch. Diese werden grundsätzlich bei höhren Lasten gefahren um die größtmögliche Leistung zu erzeugen.
Und ich hoffe schon, dass ich einen Motor habe, der bei höheren Drehzahlen nicht abmagert, weil dies würde den Tod des Motors bedeuten.
Grüße aus dem Westerwald

Oliver
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bellarosso
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von bellarosso »

EvoOlli hat geschrieben:Lambda < 1 bedeutet fetteres und nicht mageres Gemisch....
Danke für den Hinweis, ich habe den Schreibfehler korrigiert.
EvoOlli hat geschrieben:...Lambda Werte über 1 stehen für Mager. Die von Dir als optimal angesprochenen 0.85 bis 0.90 sind zwar von den Werten her richtig, aber es ist halt ein fettes Gemisch. Diese werden grundsätzlich bei höhren Lasten gefahren um die größtmögliche Leistung zu erzeugen.
In der Thermodynamik wird das Verbrennungsluftverhältnis bei Lambda 1 als Optimum angesehen (Verhältnis von 1 Kilo Benzin und 14,7 Kilo Umgebungsluft), als "mager" ein Bereich zwischen Lambda 1.10 und 1.0 und als "fett" zwischen 1.0 und 0.8 Lambda angesehen.
stoichiometry.jpg
stoichiometry.jpg (37.37 KiB) 26754 mal betrachtet
Im Gegensatz zur thermodynamischen Betrachtung wird im Motorenbau der Normbereich zwischen 0.94 und 0.86 als Optimum angesiedelt, der AM V8 kommt z.B. als Grundeinstellung mit Lambda 0.94 und ab ca. 5.500 Umdrehungen 0.86, d.h Optimum Power (siehe obige Grafik). Das diese Werte genau denen, der in der Industrie als optimalen Normbereich für einen Saugmotor angesehen wird, entsprechen, ist kein Zufall.

Unabhängig davon magert ein Motor aufgrund seiner konstruktiven Merkmale bei höheren Drehzahlen immer ab. Die notwendige Gemischanpassung in Richtung "fett" wird in erster Linie notwendig, dass der Motor "kühler" läuft und eine Überhitzung vermieden wird. Im Grundsatz bedeutet ein fettes Gemisch mehr Leistung, darum wünschenswert. Zu "fett" verschlechtert allerdings die Zündfähigkeit des Gemisches und auch den Verbrauch. Das heißt das Verhältnis von Verbrauch und Leistung verschlechtert sich erheblich ab einem gewissen Grad. Das jetzt in allen Facetten zu betrachten führt zu weit. Ich hatte eine schöne Grafik, aber die finde ich jetzt gerade nicht, darum stoppe ich hier!

Dennoch bleibt festzuhalten: Auch wenn das Gemisch angefettet wird, läßt sich dadurch die konstruktionsbedingte Tendenz zur mageren Verbrennung bei höheren Drehzahlen nicht ganz kompensieren, was den von mir beschriebenen Selbstreinigungseffekt unterstützt. Durch die - nennen wir es mal geringfügig abgemagerte Verbrennung - läuft der Motor relativ gesehen heißer und verbrennt weitestgehend alle Rückstände.

Das Thema Zündfähigkeit, klopfende Verbrennung, Zündnester, etc. würde ich jetzt mal aussparen wollen. Dafür müßten wir eine mehrdimensionale Betrachtung aller Einflussfaktoren heranziehen, z.B. Öffnungswinkel, Zündwinkel, Kurbelwellenwinkel, Umdrehung, Dichte, Temperatur, etc. Dafür gibt es andere Foren, die das im Detail beleuchten.
Beste Grüße,
Matt
Monteverdi
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von Monteverdi »

Monteverdi hat geschrieben:
bellarosso hat geschrieben:
maschwi hat geschrieben:es erstaunt mich eigentlich wie oft in diesem Forum von Motorschaden berichtet wird; bei der kleinen Menge Autos die im Umlauf sind (wenn man es mit Alltagsautos vergleicht) eigentlich eine hohe Anzahl.
Bei Kleinserien Herstellern, gibt es rein statistisch gesehen die gleiche Anzahl Motorschäden wie auch beim Großserienhersteller. Diese Aussage hat mir gegenüber mal ein Ferrari Ingenieur gemacht. Ferrari legt besonders großen Wert auf Qualitätsteile aber insbesondere bei der Montage herrscht ein 4-Augen-Prinzip, d.h. das immer zwei Monteure einen Motor fertig stellen und sich dabei gegenseitig überprüfen. Viele Motorschäden sind durch Montagefehler bedingt. Trotz aller Sorgfalt, hat auch Ferrari regelmäßig Motorenausfälle.

Weiterhin muss man sich klarmachen, das je mehr Bauteile in einem Motor existieren, die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser Bauteile defekt geht, im Verhältnis steigt. Darum hat statistisch gesehen ein V12 Motor eine größere Wahrscheinlichkeit defekt zu gehen als ein Reihenvierzylinder. Wenn man die Wahrscheinlichkeitsbetrachtung aber auf ein Bauteil bezieht, z.B. wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kolbenring bricht, dann ich ist diese gleich groß, unabhängig ob der Kolbenring im V12 oder im Reihenvierzylinder verbaut ist, und dann sind wir wieder bei der Aussage vom Ferrari Ingenieur (ohne das jetzt hier in der Tiefe auszuführen).

Ein weiteres Problem sind Standzeiten. Wenn das Fahrzeug nur wenig bewegt wird, z.B. im Stadtverkehr oder nur am Wochenende und dann noch untertourig gefahren wird, können Ablagerungen an den Kolbenringen, Ventilsitze, etc. potentielle Fehlerquellen sein. Wird das Fahrzeug dann urplötzlich mit höheren Drehzahlen gefahren, z.B. durch Eigentümerwechsel, können Motorschäden entstehen. Ein völlig "versiefter" Ölabstreifer funktioniert natürlich nicht so, wie einer der völlig freigängig ist. Ein Motor der regelmäßig ausgedreht wird und auch mal längere Strecken mit höheren Drehzahlen fährt, brennt sich frei. Dabei werden auch Benzinrückstände (durch Spülvorgänge) im Motoröl verdampft.

Wenn man sein Fahrzeug länger behalten will, sind natürlich auch mal Wartungsarbeiten angeraten, die nicht vom Hersteller verpflichtend sind, z.B. die Überprüfung des Ventilspiels bzw. eine Augenscheinprüfung des Ventiltriebs samt Nockenwellen auf Laufspuren. Den Ventildeckel abnehmen, ist jetzt keine besonders aufwendige Geschichte.

Hallo Matt,

macht es bei den neueren AML Motoren auch Sinn, wenn man seinen Wagen nicht regelmäßig ausdreht, ab und zu 1-2% Zweitaktöl zur Reinigung u.a. bzgl. der Ablagerungen im Tank beizumischen? (Habe bei meinen älteren Wagen gute Erfahrungen damit gemacht)

Grüße!
Monteverdi
. . . und ???

Grüße!
Monteverdi
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bellarosso
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von bellarosso »

Monteverdi hat geschrieben:...macht es bei den neueren AML Motoren auch Sinn, wenn man seinen Wagen nicht regelmäßig ausdreht, ab und zu 1-2% Zweitaktöl zur Reinigung u.a. bzgl. der Ablagerungen im Tank beizumischen? (Habe bei meinen älteren Wagen gute Erfahrungen damit gemacht...
Zweitaktöl haben wir früher (d.h. vor 25 Jahren) vor dem "Einmotten" im Winter in den Tank gegeben, um das Fahrzeug vor Motorkorrison, Ablagerungen, etc. zu schützen. Zusätzlich wurden der Methode auch allerlei anderer Wirkungsmechanismen zugeschrieben, wie Schmierung des Ventilltriebs, Reinigung der Ventile und -sitze, etc.

Mir ist bekannt, dass das Thema In der Common Rail Diesel Fraktion heiß diskutiert wird, um die teilweise sehr empfindliche (selbstschmierende) Hochdruckpumpe (1.800bar) durch eine verbesserte Schmierung vor Trockenlauf aufgrund mangelnder Dieselqualität (z.B. im Osten) zu schützen.

Im Sportmotorbereich sind mir aber Zugaben von Zweitaktöl nicht weiter bekannt. Moderne Zweitaktöle sind heutzutage weitestgehend synthetisiert und habe eine ganze Anzahl von Additiven beigemischt, welche die Verbrennung in Zweitaktmotoren umweltfreundlicher optimieren. Bei Automobil Sportmotoren mit hoher Verdichtung, die bei höheren Drehzahlen zur klopfenden Verbrennung neigen, wird dem Super Benzin (mit 99 ROZ oder höher) Additive beigemischt, die eine kontrollierte Verbrennung ermöglichen sollen.

Ich könnte mit vorstellen, dass hier die Additiv-Beigaben im Zweitaktöl ggfs eine Verschlechterung/-besserung bewirken. Leider konnte ich meinen Bekannten bei Clariant (Additiv Hersteller) urlaubsbedingt nicht erreichen; er könnte dazu bestimmt etwas sagen. Ansonsten habe ich dazu keine persönlichen Erfahrungswerte.
Beste Grüße,
Matt
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bellarosso
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von bellarosso »

Monteverdi hat geschrieben:...macht es bei den neueren AML Motoren auch Sinn, wenn man seinen Wagen nicht regelmäßig ausdreht, ab und zu 1-2% Zweitaktöl zur Reinigung u.a. bzgl. der Ablagerungen im Tank beizumischen? (Habe bei meinen älteren Wagen gute Erfahrungen damit gemacht...
bellarosso hat geschrieben:Ich könnte mit vorstellen, dass hier die Additiv-Beigaben im Zweitaktöl ggfs eine Verschlechterung/-besserung bewirken. Leider konnte ich meinen Bekannten bei Clariant (Additiv Hersteller) urlaubsbedingt nicht erreichen; er könnte dazu bestimmt etwas sagen. Ansonsten habe ich dazu keine persönlichen Erfahrungswerte.
Ich habe inzwischen meinen Bekannten erreicht, seine Antwort ist ein wenig "salomonisch": Zweitaktöle haben die Aufgabe zu schmieren und gleichzeitig reststandlos zu verbrennen. Die voll-synthetischen Produkte erfüllen diesen Zweck, verschlechtern die Zündfähigkeit des Benzins nicht.
Beste Grüße,
Matt
Monteverdi
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Re: Rapide Motorschaden durch Öl-Zylinderring N°5

Beitrag von Monteverdi »

bellarosso hat geschrieben:
Monteverdi hat geschrieben:...macht es bei den neueren AML Motoren auch Sinn, wenn man seinen Wagen nicht regelmäßig ausdreht, ab und zu 1-2% Zweitaktöl zur Reinigung u.a. bzgl. der Ablagerungen im Tank beizumischen? (Habe bei meinen älteren Wagen gute Erfahrungen damit gemacht...
bellarosso hat geschrieben:Ich könnte mit vorstellen, dass hier die Additiv-Beigaben im Zweitaktöl ggfs eine Verschlechterung/-besserung bewirken. Leider konnte ich meinen Bekannten bei Clariant (Additiv Hersteller) urlaubsbedingt nicht erreichen; er könnte dazu bestimmt etwas sagen. Ansonsten habe ich dazu keine persönlichen Erfahrungswerte.
Ich habe inzwischen meinen Bekannten erreicht, seine Antwort ist ein wenig "salomonisch": Zweitaktöle haben die Aufgabe zu schmieren und gleichzeitig reststandlos zu verbrennen. Die voll-synthetischen Produkte erfüllen diesen Zweck, verschlechtern die Zündfähigkeit des Benzins nicht.
Vielen Dank, Matt!

Salomonisch ist gar nicht so falsch :D

Grüße!
Monteverdi
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