DB9 - Rat & Tips vor der Kaufentscheidung

[reschmi]

Hallo zusammen,

ich bin recht neu hier im Forum - habe aber schon seit einiger Zeit sehr interessiert hier mitgelesen. Ich stehe nun kurz vor dem Kauf meines ersten Aston. Daher auch die Anmeldung.

Es handelt sich um ein DB9 Coupe. MY 2015. Gut 10TKM gelaufen. Von einem AM-Partner mit Garantie.

Das Auto ist aufgrund des jungen Alters natürlich in sehr gutem Zustand, ist aber sichtbar kein verhätscheltes Exemplar (z.B. kleine Delle per Smart-Repair behoben, Spuren vom Tankschlauch rund um den Tankdeckel, ein Reifen vorn mit sichtbarem Bordsteinkontakt).

Das Auto ist super. Was mich aber noch etwas beunruhigt, ist ein etwas unrundes Abroll- und Bremsverhalten. Bei einer Probefahrt (bei eher kaltem Wetter) war eine gewisse Unruhe im Lenkrad z.B. beim Runterbremsen auf einer Geraden zu spüren.

Der Händler begründete dies mit schlecht gewuchteten Rädern und ggf. Beeinträchtigungen der Reifen durch Standzeit. Für eine nächste Probefahrt werden diese nun neu gewuchtet und die Spur überprüft.

Meine Sorge ist nun natürlich, daß sich dahinter doch etwas Schwerwiegenderes verbergen kann. Ich denke an eine beschädigte Bremse oder andere Dinge.

Hinsichtlich der Bremse ist die Auskunft des Technikers, daß eine Belagstärke von 90% vorn und 80% hinten vorhanden sei. Die Scheiben seien tadellos und hätten nur kaum Gebrauchsspuren. Ein Wiegen der Scheiben wird aber aus Kostengründen nicht in Betracht gezogen.

Ich habe vollstes Vertrauen in den Händler, ich hätte aber dennoch natürlich gern mehr Sicherheit...

Was ist Eure Einschätzung? Läßt sich die Begründung der beeinträchtigten Reifen mit Euren Erfahrungen zum Fahrverhalten in Einklang bringen? Was sonst könnte es sein und wie diagnostiziere ich das?
Gibt es Tricks und Kniffe, wie ich die Fahrleistung, aber vor allem den sorgsamen/sorglosen Umgang mit dem Fahrzeug "nachvollziehen" kann?
Worauf sollte ich bei der weiteren Prüfung des Fahrzeugs aus Eurer Sicht sonst noch achten?

Eine Menge Fragen, aber ich bin gespannt auf Euren Rat. Mein Autotraum soll ja nicht jäh und schmerzhaft enden...

Danke,
reschmi

[Superman]

Das Auto ist super. Was mich aber noch etwas beunruhigt, ist ein etwas unrundes Abroll- und Bremsverhalten. Bei einer Probefahrt (bei eher kaltem Wetter) war eine gewisse Unruhe im Lenkrad z.B. beim Runterbremsen auf einer Geraden zu spüren.

Hallo reschmi,

Dies ist bei Fahrzeugen, welche nur sporadisch genutzt werden, vollkommen normal und resultiert aus so genannten Standplatten. Die Reifen regenerieren sich im Normalfall nach einer Strecke von ca. 80 Kilometern, wenn diese mit Geschwindigkeiten von mehr als 80 km/h zurückgelegt wird.

Nach einer entsprechenden Probefahrt reduzieren sich die „Lenkraderschütterungen“ auf die normale Fahrbahnrückmeldung. Diese Rückmeldungen werden bei Aston Martin Fahrzeugen bewusst nicht durch dämpfende Elemente herausgefiltert, um den Fahrer, über die gerade bestehenden Fahrbahnverhältnisse, nicht im Unklaren zu lassen.

Bezüglich der Vibrationen beim Bremsen muss fein unterschieden werden. Sind diese Vibrationen wirklich eine Rückmeldung der Bremsen? Weil wenn ja, wird es teuer. Bitte dies bei einer weiteren, ausführlichen Probefahrt testen.

Der optische Zustand der Bremsscheiben lässt keinen Rückschluss auf deren Zustand zu. Karbonscheiben verschleißen nicht sichtbar wie Stahlscheiben. Allerdings ist ein wiegen beim genannten Kilometerstand definitiv nicht nötig. Zu diesem Zeitpunkt können sie noch nicht verschlissen sein.

Sollten die Vibrationen allerdings wirklich von der Bremsanlage verursacht werden, resultieren diese aus einer Verformung der Scheiben. In diesem Falle hilft nur der Austausch! (extrem teuer) Dieser wird in aller Regel auch vom Hersteller nicht übernommen, da es sich bei der Bremse um Verschleißteile handelt.

Mit besten Grüssen
Superman

[bellarosso]

Liegt mit größter anzunehmender Wahrscheinlichkeit an einer langen Standzeit. Die Reifen bitte mal max. Aufpumpen und ein Runde (vorsichtig) fahren, danach nur halben Luftdruck, noch mal (vorsichtig) eine Runde fahren, dann richtigen Luftdruck rein. Das hört sich jetzt nach einer völlig bescheuerten Prozedur an, ist aber als "Hausmittel" ggfs geeignet, um ein "Delle" im Reifen durch langes Stehen auf der gleichen Stelle zu eliminieren. Ein leichtes vibrieren dürfte sich dann nach 100km Fahrzeit von alleine erledigen, wenn der Reifen mal richtig durchgewalkt und warmgefahren ist.

Ggfs rubbeln die Bremsscheiben ein wenig, dass addiert sich dann hoch zu dem Gefühl, dass die Reifen nicht korrekt gewuchtet sind (was immer sein kann, aber nur ein Komfortproblem darstellt). Hier mal ordentlich in die Bremse steigen. Auch mal rückwärts fahren und stark bremsen, um den Bremsbelag an der hinteren Belagskante zu entgraten (wirkt quitschen vor).

Mehr "Hausmittel" fallen mir jetzt ad hoc nicht ein.

[reschmi]

Hallo Superman,

herzlichen Dank für die klare Antwort. Sie sind ja offenbar vom Fach und ich habe schon einige Ihrer Beiträge beim Stöbern im Forum gelesen. Sind Sie in irgendeiner Form bei AM tätig?

Wenn ich die Antwort richtig interpretiere, dann sind die Standplatten die wahrscheinlichste Erklärung. Die Unruhe trat nach meiner Erinnerung auch beim Fahren auf.

Wie kann ich denn am besten beurteilen, ob es nicht doch von der Bremse kommt? Lassen sich mögliche Verformungen leicht diagnostizieren (durch einen Techniker) auch ohne Demontage?

Die Spur wird es bei der nächsten Fahrt nicht mehr sein können (ich kam darauf, wegen dem sichtbaren Bordsteinkontakt des Reifens an einem Vorderrad), denn diese wird ja geprüft.

Gibt es sonst einen Kniff, wie ich mehr Klarheit darüber bekommen kann, wie der Vorbesitzer mit dem Fahrzeug umgegangen ist?

Wird der 140-Punkte-Check bei der Hereinnahme eigentlich dokumentiert und an Kunden weitergegeben?

Danke & VG,
reschmi

[reschmi]

Hallo bellarosso,

vielen Dank - das ist sehr konsistent mit der Antwort von superman. Noch gehört mir der Wagen ja nicht - aber die Fahrt war weniger als 80km, so daß die Reifen ganz sicher noch nicht rund gefahren waren, wenn die Standzeit denn das Problem ist.

Danke & VG,
reschmi

[reschmi]

Hallo zusammen,

nach langem Warten konnte ich am Freitag nun endlich meinen DB9 in Empfang nehmen. Wunderschön...

Die Probleme mit den Vibrationen beim Bremsen hatten sich gelegt - hier hat die Werkstatt einen tollen Job gemacht und alles gewuchtet. Die Reifen sind nun neu. Reifendruck (das war auch das Problem) ist nun bei 2.5 vorn und 2.6 hinten.

Was mir allerdings nach wie vor auffällt, ist ein leichtes Zittern im Lenkrad bei Autobahngeschwindigkeiten. Also ab 140 und darüber. Bis zu welchem Grad ist dies normal oder sollte ich nochmals um eine Wuchtkontrolle der Räder bitten?

Danke für Euren Rat,
reschmieba

[cc4]

Glückwunsch zum Kauf und gute Fahrt.
Das Zittern ist meines Erachtens nicht normal, wenn es auf verschiedenen Straßen auftritt. Da sollte nochmal nachgewuchtet werden.
Viele Grüße, Roland

[denver]

Gehe mit Roland einig. Wenn das Zittern bei 140 km/h bereits auftritt, dann wird es auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht besser. Nachbessern heisst die Lösung!

Ach ja, herzlichen Glückwunsch

[reschmi]

Hallo zusammen,
Inzwischen wurden die Räder bei AM nachgewuchtet. Die haben auch Vergleichsfahrzeuge gefahren und die Räder zwischen den Fahrzeugen hin und her getauscht und konnten in allen Konstellationen vergleichbare Vibration feststellen. Ein gewisses Maß sei also Serienstand und ein bekanntes Thema beim DB9.
Ich habe keinen Zweifel an der Sorgfalt der Werkstatt.
Wie sind Eure Erfahrungen? Ist ein kleines Maß an Zittern normal?
Danke & VG!

[Vantage_V8]

Hochleistungsfahrzeuge mit möglichen Geschwindigkeiten von 300 km/h werden mit "steiferen" Fahrwerkselementen ausgelegt als etwa Kleinwagen. Gewisse Resteffekte bezüglich Unwucht und Rundlauf übertragen sich somit geringfügig stärker. Allerdings sollte das "kleine Maß an Zittern" nicht störend sein.
Nach den Schilderungen werden die beliebten Themen Unwucht, mangelnder Luftdruck und Standplatten nun nicht mehr die Ursache sein. Ich hoffe, der Wagen wurde schon über mehr als 200 km auf Autobahnen bewegt, weil durch die höhere Geschwindigkeit der Reifen heißer wird und die Standplatten-Verformung effektiv wieder rausgeht.
Dann kommt als nächster Ansatzpunkt häufig ein leichter Höhenschlag der Reifen. Leider gibt es da keine Abhilfe, d.h. entweder man kann damit leben oder man tauscht früher gegen neue Reifen oder man tauscht z.B. im kommenden Frühjahr gegen Neue.
Über die Preise wird der Händler sicher gerne informieren. Auf jeden Fall ist es weitaus günstiger, erst mal die Reifen zu tauschen, als etwa mit Carbon-Bremsscheiben anzufangen. Nur dann, wenn der Pedalleerweg bis zum Aufbau des Bremswegs ungewöhnlich groß ist, würde ich das mit Sorgen betrachten.