Was ist denn in der Schweiz los ?

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Vantage_V8
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Vantage_V8 »

Na ja, der Name der Gesellschaft sagt doch alles: "Nebula Project AG"
Viel Nebel, und Geld (die Kundenanzahlungen für die Valkyrie?) ist weg?
Es war ja nie transparent, wie R-Motorsport die teuren, internationalen GT3-Einsätze wirtschaftlich dargestellt hat.
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Vantage_V8
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Vantage_V8 »

Und wo kommen die vielen Vantage Autos mit Tageszulassung und Preisen um die 140k€ eigentlich her, die den Neuwagen- und den Gebrauchtwagenmarkt so angreifen? Gibt es da eine Verbindung?
"The Company is today also terminating the dealership arrangements it had with AF Cars AG, a company operating Aston Martin St.Gallen and managed by the same board members as Nebula Project, after learning that vehicles have been sold in breach of terms of the dealership agreement."
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EvoOlli
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von EvoOlli »

Vantage_V8 hat geschrieben: Di 22. Jun 2021, 13:18 Na ja, der Name der Gesellschaft sagt doch alles: "Nebula Project AG"
Wobei 'Nebula' ja am Anfang der Projekt-Name vom Valkyrie war.

R-Motorsport fand ich von Anfang an sehr nebulös, viel TamTam und dann kam nichts dabei heraus. Da habe ich mich auch gefragt, wo das ganze Geld herkommt.
Grüße aus dem Westerwald

Oliver
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Mr. X
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Mr. X »

Die traditionell guten Beziehungen zw. GB und CH sind wohl gerade etwas getrübt.

Nimmt man sowohl das RNS (http://www.dailysportscar.com/wp-conten ... edings.pdf) als auch die Pressemitteilung von AM St. Gallen (https://www.astonmartinstgallen.com/art ... 1f754ecb22) und ist alt genug, um sich an die letzten 20 Jahre zu erinnern:

2000 AM CEO U. Bez

2010 Eröffnung AM St. Gallen
(Werde der Einfachheit halber "AM St. Gallen" als Platzhalter für alle beteiligten Firmen von den Gründern A. Baenziger und F. Kamelger verwenden)

2014 Neuer AM CEO A. Palmer

2016 startet das Valkyrie / Nebula Projekt noch unter AM CEO A. Palmer

2020 Lawrence Stroll als AM Verwaltungsratspräsident und T. Moers neu AM CEO

Könnte man folgende Schussfolgerungen ziehen:

AM St. Gallen hat die ersten Verträge unter der unternehmerischen Philosophie von Bez abgeschlossen, welcher m.W. die Händler stärken wollte.

Im Booklet von AM St. Gallen (http://www.astonmartinstgallen.com/the-book/#116) Seite 117 erklärt sich die Verbundenheit von AM St. Gallen zur Valkyrie.

Der Vertrag zur Kooperation dürfte somit in die Zeit von AM CEO Palmer fallen.

Nun im 2021 stört sich die neue Geschäftsführung von AM anscheinend an den Lizenzkosten, die für AM St. Gallen für die Vorfinanzierung vereinbart wurden. Wahrscheinlich hat AM St. Gallen diese bereits abgezogen bevor der Rest an AM überwiesen wurde und die Klage bezieht sich auf diese Differenz. Oder das Geld wurde zurückbehalten, weil das Projekt Valkyrie in Kombination mit der Pandemie im 2020 auf Eis gelegt wurde. Die Verzögerung hätte auch als Indiz für das Aus des Projektes durch Stroll/Moers gewertet werden können.

Allenfalls hat AM St. Gallen auch einen vorteilhafteren Händlervertrag als andere Vertretungen, den man gerne bei dieser Gelegenheit beenden möchte.

Aus dem RNS finde ich folgende Passage spannend:

"The net financial impact to Aston Martin of this extraordinary event is expected to be positive over time, as the financial impact of nothaving received all the deposited funds, is expected to be outweighed by the benefit from the termination of the Nebula agreement and associated potential royalty payments."

Gemäss Deepl auf Deutsch:

"Es wird erwartet, dass die finanziellen Auswirkungen dieses aussergewöhnlichen Ereignisses für Aston Martin im Laufe der Zeit positiv sein werden, da die finanzielle Auswirkung, nicht alle eingezahlten Gelder erhalten zu haben, durch die Vorteile aus der Beendigung der Nebula-Vereinbarung und die damit verbundenen potenziellen Lizenzzahlungen aufgewogen werden."

Da Valkyrie die Basis für Valhalla und den nächsten Vanquish ist, würden für Verkäufe dieser Fahrzeuge ebenfalls Lizenzgebühren an AM St. Gallen fällig, welche man offensichtlich vermeiden möchte (siehe: https://www.handelszeitung.ch/unternehm ... r-valkyrie). Vor diesem Hintergrund macht der Wunsch aus dem Vertrag rauszukommen aus meiner (und wohl auch des AM Buchhalters) Sicht schon Sinn.

Sollten AM St. Gallen die 13 Mio. nicht unterschlagen haben (hoffentlich werden wir es erfahren), wäre das neue Geschäftsgebaren von AM mit ambitionierten und renomierten Partnern ... sagen wir mal "unschön" (würde aber zum norddeutschen AM/MB Standortkonzept passen).

Aber hey, vielleicht ist auch alles nur ein grosses Missverständnis. ;)

Mr. X
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Vantage_V8
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Vantage_V8 »

Bin jetzt mehr verwirrt als je zuvor.

Wieso bekommt AM St. Gallen Lizenzkosten von AML? Müsste es nicht umgekehrt sein? Oder willst Du sagen, dass die Valkyrie gar kein AML-Projekt ist, sondern ein Baenziger & Kamelger - Projekt und AML deshalb dafür eine Lizenzgebühr zahlen muss?

Was für eine Vorfinanzierung seitens AM St. Gallen? Ich glaubte bisher, dass die Kunden mit ihren Deposits den Mittelabfluss (teil-) finanzieren. Selbst wenn AM St. Gallen etwas finanziert hätte, dann wären Zins-ähnliche Kosten von 7-8% ja nicht unfair. Nur dann gäbe es ja jetzt nicht das Problem, dass eben zu wenig Liquidität nach England geflossen ist?

Warum sollte AM St. Gallen einen vorteilhafteren Händlervertrag bekommen haben? Aufgrund welcher Leistung?

Inwieweit soll die Valkyrie die Basis für den nächsten Vanquish sein? Die Valkyrie ist doch ein 3 Mio. € Carbon-F1-Derivat mit einem one-off 12 Zylinder Cosworth, während der Vanquish ein konventionelles Alu-Chassis mit AMG V8-Turbo haben wird und ein Bruchteil kostet? Da wird es kein einziges identisches Bauteil geben. Wie umnachtet müsste das damalige Management um Palmer gewesen sein, um AM St. Gallen dazu (zum Vanquish) Lizenzgebühren vertraglich zu übertragen?
Falls so grob nachteilige Vereinbarungen zu Lasten AML abgeschlossen wurden, hätte man dann nicht gegen Palmer klagen müssen und gegen seine D&O-Versicherung?

Wie gesagt, die Andeutungen bringen mehr neue Fragen auf, als ich mir gestern noch zu dem Thema hätte vorstellen können.
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EvoOlli
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von EvoOlli »

In diesem Interview mit DSC wird der Ursprung von Valkyrie ein wenig aufgedröselt:

http://www.dailysportscar.com/2018/05/2 ... acing.html
Grüße aus dem Westerwald

Oliver
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Mr. X
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Mr. X »

Vielen Dank für den Link zum Interview!

Zusammenfassend und noch um ein paar weitere Quellen ergänzt:

2015 begann die Geschichte mit Valkyrie und wie auch aus den AM Press Releases zu entnehmen war, als Projekt mit den Partnern Red Bull Racing und AF Racing (AM St. Gallen).

https://media.astonmartin.com/aston-mar ... -hypercar/
https://media.astonmartin.com/aston-mar ... -hypercar/
https://media.astonmartin.com/aston-mar ... lverstone/

Die Vertragsausgestaltung dauerte gemäss Interview fast ein Jahr. Das lässt doch auf ein sehr detailliertes Regelwerk schliessen.

Auch dass die AF Racing seit dem 1. Januar 2016 die Vertriebsrechte an Aston Martin Racing (AMR) in Europa hat, dürfte damit zusammenhängen.

Wie dem Interview auch zu entnehmen ist, gab es einen technischen Projektlenkungsausschuss mit einem Team von Red Bull (Adrian Newey, Christian Horner) und Aston Martin Lagonda (Marek Reichman und David King) und es gab einen Finanzierungslenkungsausschuss mit Andy Palmer und Andreas Baenziger.

Die Kooperation sollte für alle geplanten Mittel-Motor-Fahrzeuge gelten, also neben Valkyrie und Valhalla auch für den 2019 am Autosalon von Palmer vorgestellten "Aston Martin Vanquish Vision Concept".

Die Zusammenarbeit führte 2018 zum Einstieg von AM als Titelsponsor in der Formel 1 "Aston Martin Red Bull Racing".

https://www.astonmartinstgallen.com/en/ ... 8c7027948c

Deshalb die Sonderstellung von AM St. Gallen. ;)

Aktuell soll die AM Ltd. mit MB als Grossaktionär und Technologielieferant und CEO Moers (ehem. AMG) ein F1-Hypercar produzieren und ausliefern, welcher vom Konkurrenten Red Bull Racing entwickelt wurde. Diese Kröte ist gigantisch und wohl schwer zu schlucken. Mit Valhalla und dem Vanquish Vision Concept wird es eine ganze Krötenwanderung. :mrgreen:

Inbesondere da AMG seinen F1-Hypercar "ProjectOne" nach technischen Schwierigkeiten (/ironie OMG bei AMG Probleme mit einem Motor unter Moers??? /ironie off) und Verzögerungen nun ebenfalls beginnt auszuliefern.

https://www.mercedes-benz.com/de/lifest ... es-mythos/
https://www.auto-motor-und-sport.de/spo ... tung-2021/

Sollte sich die Valkyrie gegen Project One auch noch als besseres Fahrzeug erweisen, ... :oops:

Und um die 10 Mio. noch kurz in Relation zu setzen. 150 Valkyrie à 3 Mio. = 450 Mio. plus 25 Valkyrie AMR Pro à 4 Mio. (geschätzt) = 100 Mio. sind locker über eine halbe Milliarde. Es sollen also ca. 2% zurückbehalten/unterschlagen worden sein. :shock:

Mr. X
Freddie
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Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Freddie »

Gibt es neue Informationen zu dieser Sache ?

Auf der Homepage von AM St.Gallen sind diverse Raritäten zum Verkauf ( ONE 77, VULVAN, GT12, Vantage V600, Vanquish Zagato Speedster etc. ) ausgeschrieben.

Offenbar löst man sich von seinem "Garagengold".

Frohe Festtage und Grüsse aus der Schweiz

Freddie
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Mr. X
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Re: Was ist denn in der Schweiz los ?

Beitrag von Mr. X »

Nicht nur das "Garagengold" auch die "Goldgarage" wird verkauft. ;)

Nach den Zahlungsschwierigkeiten von Mitte Jahr wurde am 12. Juli 2021 vom Kantonsgericht eine provisorische Nachlassstundung von vier Monaten bis zum 12. November 2021 verfügt und ein Sachwalter eingesetzt.

Für eine provisorische Nachlassstundung muss ein Nachlassvertrag zwischen AML (Gläubiger) und AF Cars (Schuldner) zustande gekommen sein. Ich glaube in meiner nebulösen Glaskugel erkennen zu können, dass im Wesentlichen die Beendigung der finanziellen Abgeltungen von AML an AF Cars und ihren Tochterfirmen hierfür Voraussetzung gewesen sein dürfte.

Offensichtlich ist die Prüfung der Vermögenswerte durch den Sachwalter positiv ausgefallen, da das Kantonsgericht eine definitive Nachlassstundung von weiteren 6 Monaten bis zum 12. Mai 2022 verfügt hat.

Wer etwas genauer wissen will, wie provisorische und definitive Nachlassstundung sowie Konkurs miteinander zusammenhängen, kann sich hier schlau lesen: https://rsplaw.ch/glossar/nachlassstundung/

In der heutigen E-Mail von Andreas Baenziger und Florian Kamelger an Kunden der AM St. Gallen wird der Verkauf des Gebäudes an die B.I. Collection bekannt gegeben. Die B.I. Collection ihrerseits lässt durchblicken, dass sie den Standort auch weiterhin für Aston Martins nutzen möchte und die hervorragenden Mitarbeiter weiterhin beschäftigt.

Allerdings wird B.I. Collection den Fehler von AF Cars als exklusiver AM Händler definitiv nicht wiederholen. Der Standort wird zunächst weitere Marken (wahrscheinlich Ferrari und kleinere Automanufakturen) anbieten und möglicherweise nach Gesprächen mit AML wieder Händler oder zumindest Servicestandort.

Zusammen mit dem Verkauf des Vulcans, des One-77, weiteren Fahrzeugen und dem Gebäude wird hoffentlich irgendwann wieder genügend auf dem Konto der AF Cars sein, um die Schulden zu begleichen.

Persönlich bin ich gespannt, wie sich die Geschichte (und AM ganz allgemein) weiter entwickelt.

Allen ein entspanntes, genussvolles Jahresende und viel Zuversicht für das neue Jahr!

Mr. X
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